Marcus Hernig:
Ich bin ein Leben lang Pendler zwischen Ost und West. Fast drei Jahrzehnte lang hielt ich mich in China und Japan auf, die meiste Zeit davon in Shanghai. Immer wieder kehre ich zurück in das schöne Deutschland, das idyllischen Städtchen Hallenberg im Hochsauerland.
Zwei Leidenschaften prägen dieses Leben: Das Lehren und das Schreiben. Studierenden aus China und aus Deutschland erzähle ich Inhalte und Erfahrungen mit der jeweils anderen Kultur. Was mir auffällt, das schreibe ich auf, was mich darüber hinaus bewegt, das halte ich in Büchern fest.
Besonders interessiert mich seit Jahren das "Zwischen" Deutschland und Ostasien: die Entwicklungen von Ländern, Kulturen und Gesellschaften entlang der Routen der Seidenstraße. Gerade meine Heimat Deutschland sehe ich als ein "Land der Mitte", das seinen Blick genauso nach Osten wie nach Westen lenken muss - und sich nicht vom Osten abwenden darf. Einen differenzierten, kenntnisreichen und offenen Blick für den Osten und gerade für Asien zu entwickeln, verstehe ich als eine der größten Herausforderungen für unsere Zukunft.
Meine Bücher erzählen davon Geschichten und bauen Brücken. Sie sind eine Synthese aus Erfahrung, Kenntnis und besonderer Empathie für Ostasien. Sie sind der andere Blick auf aktuelle und historische Themen zwischen Deutschland und China, zwischen Europa und Asien.
Was ich so tue und was ich schon getan habe..
Seit 2022 Professor an der "University of Shanghai for Sicence and Technology" (USST). Seit 2023 Fachberater für strategische Entwicklung des Sino-German Colleges an der USST.
2021-2024 Asienkorrespondent für neue Seidenstraße und globale Konnektivität bei "Germany trade and Invest" (GTAI)
Seit 1998 Gastdozent am Chinesischen-Deutschen Hochschulkolleg der Tongji-Universität u. TU Berlin.
2011-2014 Leiter des Deutschen Kulturzentrums, Goethe-Institut in Kyoto
2006-2011 Außerordentlicher Professor für Deutschlandstudien an der Zhejiang-Universität Hangzhou
Ferdinand von Richthofen
Der Erfinder der Seidenstraße
Kaum bekannt – aber wahr:
Wir sprechen über Chinas neue Seidenstraße und übersehen dabei, dass sie eigentlich eine deutsche Erfindung ist.
Der nach Marco Polo bedeutendste „Entdecker“ Chinas für Europa war der Wahlberliner Ferdinand von Richthofen (1833-1905), Wissenschaftler, Entdecker und Geograf. Vor Richthofen wiesen Chinakarten im Westen noch viele weiße Flecken auf – nach ihm wussten Europäer, Amerikaner und Chinesen, wie Chinas Moderne und seine Industrialisierung beginnen sollten: Mit unendlichen Mengen schwarzer Kohle, Ideen für moderne Infrasatrukturen und einer Erneuerung der alten Handelsrouten zwischen Ost und West, die Richthofen als „Seidenstraße“ international bekannt machte.
Der Berliner Geograf, ein entfernter Verwandter des „Roten Barons“ Manfred, schuf mit seinen Expeditionen in das Reich der Mitte und seinen lebenslangen Forschungen wichtige Grundlagen für Chinas Aufstieg.
Mein neuestes Buch Ferdinand von Richthofen. Der Erfinder der Seidenstraße erzählt eine Geschichte, die in Zeiten gegenseitiger Entfremdung zwischen China und dem Westen längst hätte erzählt werden müssen. Sie kontrastiert das aufstrebende Europa des 19. Jahrhunderts und seine Akteure mit den chinesischen Ambitionen unserer Zeit.
Das Buch ist im Januar 2023 in der Anderen Bibliothek im Aufbau-Verlag Berlin erschienen. Die renommierte Agentur 2xGoldstein gestaltete das Buch in einzigartiger bibliophiler Ausstattung.
Näheres zu Buchpremiere und Autorenlesungen finden Sie unter "Termine".
Badische Zeitung:
Bei aller Bewunderung für die ostasiatischen Kulturen ist Richthofens Perspektive doch dem Wissenschafts- und Fortschrittsoptimismus und der Theorie westlicher Überlegenheit verpflichtet.Ohne aber dabei zu verkennen, wie groß das zukünftige Potential Chinas und der zentralasiatischen Länder ist und wie sehr sich die Weltordnung bei seiner Entfaltung verändern wird. Die Idee der "Seidenstraße" als "transeurasisches Netz aus Handelswegen" betont von jeher die fruchtbare Wechselwirkung von Ost und West.
Hier liegen auch die Stärken von Marcus Hernigs, die Seidenstraßen-Thematik fokussierendem Richthofen-Porträt, das erzählend zwar nicht immer die Distanz zu seiner Figur wahrt, aber eine kritische Einordnung leistet in historische Entwicklungslinien.
Deutschlandfunk Kultur
Der deutsche Geologe Ferdinand von Richthofen gab der chinesischen Seidenstraße einst ihren Namen. Er war ein Pionier, der China von 1868 an erkundete. Der Sinologe und Autor Marcus Hernig hat nun eine lesenswerte Richthofen-Biografie vorgelegt.