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ASIAROPA-Zeiten
Perspektivwechsel jetzt: Die ASIAROPA-Zeiten haben längst begonnen. Hier teile ich Fakten, Kommentare und persönliche Sichtweisen mit Ihnen!
ASIATISCHES MIKADO: Die Asien-Trends vom 21.-28.4.2025
Diese Themen haben mich in den letzten Wochen beschäftigt: Donald Trumps Politik wirbelt auch Asiens Innenbeziehungen durcheinander. In den vergangenen Aprilwochen besuchten sowohl Chinas Präsident Xi Jinping und Japans Premierminister Ishida Shigeru Südostasien. Chinas Botschaft ist klar: Willkommen in der asiatischen Familie: „Versucht Euch von Euren US-Abhängigkeiten zu lösen und entdeckt den chinesischen Binnenmarkt.“
Trumps US-Zollpolitik trifft besonders Malaysia, Kambodscha und Vietnam. Gerade Vietnam zeigt während Xis ASEAN-Reise mit 45 neuen Absichtserklärungen und Verträgen zur Kooperation eine schon länger währende verstärkte Annäherung an den einstigen Kriegsgegner China.
Hier wird eine enge wirtschaftliche und zunehmend auch politische Kooperation entstehen, die es zu beobachten gilt. Xi hatte Anfang April zu einer Konferenz mit Chinas Nachbarstaaten eingeladen, um Bewusstsein für eine „Asiatische Familie“ zu gründen. Familie spielt in Asien nach wie vor eine große Rolle.
Japan hingegen kam vor China nach Südostasien (ASEAN). Infrastrukturprojekte und sicherheitspolitische Kooperation standen im Fokus. Japan ist genau wie China immer abhängiger von guten Beziehungen zu den „kleineren“ Nachbarn im Süden. Beide müssen zunehmend um die Gunst ASEANS buhlen, während ASEAN selbst die beiden „Großen“ benötigt, zuletzt China offenbar mehr als Japan. Daher war Ishida seit Oktober 2024 bereits dreimal dort.
Auch unter Ostasien provoziert Trump mehr Zusammenschluss: Südkorea, traditionell wichtiger Handelspartner Chinas, veranstaltet in diesen Tagen seine „Korea Welcome Week“ (25.4.-16.5.), die auch China als Partner im Fokus hat. Kein anderes Land importiert mehr aus Korea als China. China als Importland – mal etwas anderes.
Schon Anfang April trafen sich die Außenminister Japans, Südkoreas und Chinas in Tokyo: Auch hier: Donald Trumps erratische Politik provoziert neue Zusammenschlüsse. Ein trilaterals Freihandelsabkommen soll vorangetrieben werden.
Schließlich noch ein Blick nach Südasien: Während Apple, Google und Co Produktion von China nach Indien wegen der Zollproblematik verlagern wollen, ist das stärker „hindu-national“ eingestellte Indien in der Region immer mehr isoliert. Zuletzt begrüßte Bangladeshs Top-Berater und Nobelpreisträger Muhammad Yunus mehr Kooperation mit China: in Allianz mit Sri Lanka, Pakistan und Nepal. Die Frage ist wie sich die angekündigte Wiederannäherung Indiens and China sich vor diesem Hintergrund gestaltet.
Und auch die Türkei muss „asiatische Federn“ lassen: Die turksprachigen Partnerländer Zentralasiens bauen immer stärker ihre Beziehungen zu China UND der EU aus. Türkische Politik, wie die Unabhängigkeit Nordzyperns als türkische Republik etwa, haben sie gerade abgelehnt.
Wird es wirklich Frühling?
"Der Frühling der indisch-chinesischen Beziehungen wird kommen" verkündete Chinas Generalkonsul in Kalkutta, Xu Wei. Anlass der frischen Frühjahrswinde zwischen Delhi und Peking sind 75 Jahre diplomatischer Beziehungen, die am 1. April 2025 offiziell gewürdigt werden sollen. Indien und China sind somit seit ihrer Gründerzeit als Staaten in ihrer heutigen Form miteinander diplomatisch verbunden. Und das trotz der Grenzkonflikte in Galwan/Tibet 2020, die fast ein Kriegsszenario zwischen beiden heraufbeschworen hätten. Soldaten starben auf beiden Seiten.
Jetzt geht es um die Zukunft: Fast 120 Milliarden US$ bilateraler Handel 2024 fordern die Wiederaufnahme direkter Flüge, die damals eingestellt wurden. Hinzu kommt Einvernehmen gegenüber der Risiko-USA mit Donald Trump. Der "globale Süden" so verlautete es aus Delhi, muss mit China und Indien an der Spitze enger zusammenwachsen, um eine stabile Entwicklung unabhängig vom volatilen Westen umzusetzen. Die übrigen BRICS-Staaten sind dazu eingeladen - und sicher wird auch Shanghai mit der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) dabei auch eine Rolle spielen. Umso wichtiger, die indisch-chinesischen Beziehungen mit Asiaropa genau zu beobachten - in der möglichen Bandbreite ihrer Entwicklungen.
Der Ortswechsel des Denkens (2)
Warum sollen wir Eure Kriege und Eure Probleme als bedeutsam empfinden, wenn Ihr unsere Entwicklungen auch nicht als bedeutsam und beachtenswert empfindet? Asien fordert eine Gegenseitigkeit der Wahrnehmung und möchte sich nicht von Problemen und Konflikten vereinnahmen lassen, die nicht seine eigenen sind. Der Ukraine-Krieg ist das prominenteste Beispiel dafür. Wer interessiert sich für den Krieg im Yemen, das Schicksal Belutschistans oder selbst das China-Taiwan-Problem, wenn nicht eigene amerikanische oder europäische Interessen betroffen sind?
Der Ortswechsel des Denkens (3)
Die Krise Europas liegt in seiner zunehmenden Selbstisolation, ohne diese wirklich zu bemerken.Schuld daran sind nicht nur Trump, Putin, Xi, Modi und Co, sondern unser europäisches Versäumnis weder den europäischen Bundesstaat, noch den "Nichtwesten", sprich Asien und Afrika, als unausweichliche Handlungswege in den Mittelpunkt gestellt zu haben. Bücher, die den Ortswechsel mit facettenreichen asiatischen Innensichten anfüllen, sind für diese Herausforderung sich im doppelten Sinne "neu zu bilden" besonders wertvoll.
Der Perspektivwechsel (1)
Donald Trump hat uns die Chance geboten, wieder zu uns selbst zu finden. Zu unseren Wurzeln in Asien und zu den Möglichkeiten, die sich für eine gemeinsame Zukunft ergeben.
Leider ist unser Blick konservativer denn je: Wir schauen weiterhin von West nach Ost. Die Gefahr, einen neuen "eisernen Vorhang" gen Osten zu errichten, ist größer denn je. Europa ist weit davon entfernt, seine Nationalstaaten aufzulösen und zu einem Bundesstaat zu werden. Asien bleibt Markt und Produktionsstandort, kein Ausgangsort auf eine neue gemeinsame Perspektive auf die Welt.
Der Perspektivwechsel (2)
Was muss geschehen? Dringend notwendig ist es einen "Ortswechsel des Denkens" (Francois Jullien) vorzunehmen, 换位思考 huan wei si kao - wie die Chinesen das nennen.
Deutsche und Europäer sollten diesen Ortswechsel jetzt vollziehen: Es lohnt sich von Asien, von Osten her auf die Welt und ihre Entwicklungen zu schauen. Vom veränderten Standpunkt erkennt man neue Perspektiven, Chancen, nicht nur im wirtschaftlichen, auch im politischen und kulturellen Bereich. Das macht den Perspektivwechsel so wertvoll. Er kreiert ASIAROPA - statt "Europa und Asien", statt "West und Ost".